Ihr Projekt der Frauenportraits heißt eigentlich "Fearless Women", warum nennen Sie die Ausstellung im Rathaus "Frauen und Demokratie"?
Oliver Schäfer: Die Idee für den Titel kam von Bürgermeister Thomas Schöne, und ich habe mich gerne darauf eingelassen, weil es ein sehr wichtiges Thema ist. Für mich war die Frage entscheidend, was Demokratie heute bedeutet und wer sie mit Leben füllt. In den Medien stehen meist die immer gleichen, zumeist männlichen Akteure im Mittelpunkt. Mit meinen Bildern möchte ich bewusst Frauen und ihre Biografien sichtbar machen, weil ihr Mut und ihr Engagement häufig zu wenig Beachtung finden. Ihre Geschichten zeigen, wie Demokratie konkret gelebt und verteidigt wird.
Was bedeutet es für Sie, in der Stadt Warstein auszustellen, noch dazu im Jubiläumsjahr?
Schäfer: Ich freue mich sehr, im Jubiläumsjahr in meiner Heimatstadt ausstellen zu dürfen. Für mich ist es eine Art Heimspiel: Viele wissen, dass ich Kunst mache, aber nur wenige kennen meine Arbeiten bisher im Original. Vergangene Ausstellungen haben gezeigt, dass meine Porträts für viele Menschen zugänglich sind – auch für diejenigen, die sonst eher wenig Berührungspunkte mit Kunst haben. Ich hoffe, dass meine Ausstellung in Warstein viele Gesprächsanlässe bietet. Denn Demokratie lebt vom Austausch.
Auf was können sich die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung freuen?
Schäfer: Auf starke Porträts von Frauen, die für Freiheit, Mut und Veränderung stehen. Durch meine künstlerische Arbeit konnte ich viele Lebensgeschichten von Frauen aus ganz unterschiedlichen Ländern und Kulturen kennenlernen. Mit der Ausstellung lade ich die Besucherinnen und Besucher ein, sich ebenfalls auf diese Vielfalt einzulassen – gerade auch Männer. Es geht darum, aktiv hinzuschauen, Fragen zu stellen und neue Sichtweisen zu entdecken.
Sie verstecken Zitate hinter einzelnen Farbschichten – warum?
Schäfer: Die Zitate sind in den jeweiligen Muttersprachen der porträtierten Frauen verfasst, manchmal auch in Japanisch oder Farsi. Sie sind Teil meiner Bildsprache, weil sie zeigen, dass hinter jedem Gesicht viele Geschichten und Erfahrungen liegen. Auch wenn die Farbschichten die Texte teilweise verdecken oder man die Sprache nicht versteht, bleiben sie präsent und fordern die Betrachterinnen und Betrachter auf, sich zu fragen: Wer ist diese Frau? Wofür steht sie? So entstehen Gespräche, Gedanken und oft auch neue Sichtweisen.
Auf Ihrer Homepage sieht man in einem Video, wie Sie in einem Garten malen. Ihre Bilder stellen Sie häufig auch in Parks aus. Haben Sie eine besondere Verbindung zur Natur?
Schäfer: Mein Garten in Warstein begleitet mich schon sehr lange. Mit 15 Jahren habe ich begonnen, die Rasenfläche meiner Eltern in einen Naturgarten umzuwandeln, den ich bis heute pflege. Dort finde ich Ruhe und Inspiration für meine Bilder. Daraus entstand später auch die Idee, meine Werke draußen zu zeigen und Natur und Kunst miteinander zu verknüpfen – wie bei meiner Ausstellung 2023 im Park der LWL-Einrichtungen. Der Garten führt mich immer wieder zurück nach Warstein, zu meinen Wurzeln. Letztlich ist auch unsere Demokratie wie ein Garten: ein lebendiger, sich ständig verändernder Raum, den man pflegen und gestalten muss.
Infokästchen:
Öffnungszeiten
Im Rahmen des "Kleinen KunstSommers im Rathaus" zeigt der gebürtige Warsteiner Künstler Oliver Schäfer seine Ausstellung "Frauen und Demokratie" im Großen Bürgersaal. Die Ausstellung ist zu sehen vom 10. Juli bis zum 1. September im Großen Bürgersaal zu den Öffnungszeiten des Rathauses: Montag: 8.30 Uhr - 12.30 Uhr, Dienstag: 8.30 Uhr - 12.30 Uhr, 14.00 Uhr - 16.00 Uhr Donnerstag: 8.30 Uhr - 12.30 Uhr, 14.00 Uhr - bis 18.00 Uhr, Freitag: 8.30 Uhr - 12.30 Uhr